Anforderungsanalyse & Prozess-Mapping: Die Blaupause für eine erfolgreiche Business Central Implementierung
Teil 2 von 8 in der Business-Central-Implementierungsserie
Veröffentlicht: Dezember 2025 | Lesezeit: 14 Minuten
Einleitung
Nachdem Sie das Fundament Ihrer Business-Central-Implementierung gelegt haben, folgt nun eine der entscheidendsten Phasen: Anforderungsanalyse & Prozess-Mapping. In dieser Phase wird Ihre Vision von einer groben Zielvorstellung zu einer belastbaren Blaupause, die Konfiguration, Anpassungen und Rollout-Entscheidungen steuert.
Stellen Sie sich diese Phase wie die Architekturplanung beim Hausbau vor: Niemand beginnt mit dem Bau ohne detaillierte Pläne. Genauso sollten Sie Business Central nicht konfigurieren, ohne Ihre Prozesse, Anforderungen und Zielbilder wirklich zu verstehen. Was Sie jetzt sauber erheben und dokumentieren, beeinflusst Qualität, Effizienz und Nutzerzufriedenheit Ihrer Lösung direkt.
Dieser Leitfaden liefert Ihnen bewährte Methoden, Frameworks und Best Practices, um Anforderungen strukturiert zu erheben und aussagekräftige Prozessmodelle zu erstellen – so, dass die Fähigkeiten von Business Central optimal zu Ihrem Unternehmen passen.
Ist-Analyse: Verstehen, wo Sie heute stehen
Bevor Sie den Soll-Zustand in Business Central entwerfen, müssen Sie Ihre aktuellen Abläufe realistisch erfassen.
Bestehende Geschäftsprozesse dokumentieren
Beginnen Sie mit einer systematischen Dokumentation dessen, wie die Arbeit tatsächlich erledigt wird – nicht nur, wie es in Richtlinien steht.
Vorgehen zur Prozessdokumentation:
1. Kernprozesse identifizieren: Erstellen Sie zunächst eine Übersicht Ihrer wichtigsten Prozesse nach Funktionsbereichen:
Finanzprozesse:
Hauptbuchführung und Kontenplan-Struktur
Kreditoren (Accounts Payable): Lieferantenverwaltung, Rechnungsprüfung, Zahlungsabwicklung
Debitoren (Accounts Receivable): Kundenverwaltung, Faktura, Mahnwesen
Bankabstimmung und Cash Management
Anlagenbuchhaltung und Abschreibungen
Periodenabschluss/Monatsabschluss
Vertrieb & Marketing:
Lead- und Opportunity-Management
Angebots- und Proposal-Erstellung
Auftragsbearbeitung und Fulfillment
Kundenbeziehungsmanagement
Preis- und Rabattmanagement
Provisionsberechnung
Einkauf & Beschaffung:
Lieferantenauswahl und Qualifizierung
Bestellanforderungen und Genehmigungsworkflows
Erstellung und Verwaltung von Bestellungen
Wareneingang und Qualitätsprüfung
Drei-Wege-Abgleich (Bestellung, Wareneingang, Rechnung)
Lieferanten-Performance-Management
Lager & Logistik:
Artikelstammdaten-Management
Wareneingang und Einlagerung
Umlagerungen zwischen Standorten
Inventur (Stichproben/ Zykluszählung) und Stichtagsinventur
Kommissionierung, Packen und Versand
Retourenabwicklung
Chargen- und Seriennummernverfolgung
Fertigung (falls relevant):
Stücklistenmanagement
Produktionsauftragsplanung und Terminierung
Shopfloor-Steuerung und Arbeitspläne
Materialbedarfsplanung (MRP)
Kapazitätsplanung
Arbeitsplatz-/Maschinenzentrumsverwaltung
Qualitätskontrolle und Prüfung
2. Prozess-Walkthroughs: Führen Sie strukturierte Walkthroughs mit Prozessverantwortlichen und echten Anwendern durch:
Mitarbeitende bei typischen Tätigkeiten „shadowen“
Schritt-für-Schritt-Abläufe dokumentieren
Systeminteraktionen und Datenflüsse festhalten
Übergaben zwischen Rollen/Abteilungen identifizieren
Zeiten, Häufigkeiten und Volumina notieren
Ausnahmen und Workarounds erfassen
Pain Points und Ineffizienzen sammeln
3. As-Is-Prozessmodelle: Erstellen Sie visuelle Darstellungen mit gängiger Notation:
Swimlane-Diagramme: Prozessfluss über Rollen/Abteilungen hinweg
Flowcharts: Entscheidungen und Verzweigungen
Datenflussdiagramme: Wie Informationen durch Systeme wandern
SIPOC (Suppliers, Inputs, Process, Outputs, Customers): High-Level-Überblick
Wichtige Informationen, die Sie erfassen sollten:
Trigger/Start-Ereignisse
Benötigte Inputs und Quellsysteme
Entscheidungskriterien und Freigaben
Systemschritte vs. manuelle Schritte
Outputs und Downstream-Nutzer
Kennzahlen und SLAs
Compliance- und Audit-Anforderungen
Pain Points und Ineffizienzen identifizieren
Wenn Sie Ist-Prozesse dokumentieren, erfassen Sie Probleme systematisch.
Typische Pain-Point-Kategorien:
Manuelle und redundante Arbeit:
Doppelte Dateneingaben in mehreren Systemen
Manuelles Abtippen aus E-Mails/Dokumenten
Excel-Tracking und Abstimmungen
Copy-Paste zwischen Anwendungen
Manuelle Berechnungen (Summen, Beträge)
Fehlende Integration:
Getrennte Systeme mit Import/Export-Dateien
Informationsweitergabe per E-Mail
Telefonate zur Verfügbarkeits-/Statusabfrage
Manuelle Konsolidierung aus mehreren Quellen
Inkonsistente Daten je System
Geringe Transparenz:
Keine Echtzeit-Bestände
Keine konsolidierte Finanzsicht
Kein Drill-down von Summen auf Details
Fehlende Audit Trails
Status nicht in Echtzeit nachverfolgbar
Prozessverzögerungen:
Papierbasierte Freigaben
Sequenzielle Verarbeitung statt Parallelisierung
Batch-Läufe mit langen Durchlaufzeiten
Engpässe durch Single-Point-of-Failure
Langer Monatsabschluss
Datenqualitätsprobleme:
Uneinheitliche Stammdaten (Kundennamen, Artikelbezeichnungen)
Dubletten
Veraltete Informationen
Fehlende Pflichtfelder
Keine Validierungsregeln
Compliance- und Kontrollrisiken:
Unzureichende Funktionstrennung (Segregation of Duties)
Fehlende/zu schwache Freigabekontrollen
Unvollständige Audit Trails
Schwierige Nachweisbarkeit regulatorischer Anforderungen
Manuelle Kontrollen mit hoher Fehleranfälligkeit
Ist-Performance quantifizieren
Ermitteln Sie Baseline-Kennzahlen, um spätere Verbesserungen messen zu können:
Prozesskennzahlen:
Order-to-Cash-Durchlaufzeit
Procure-to-Pay-Durchlaufzeit
Tage für Monatsabschluss
Rechnungsverarbeitungszeit
Auftragsabwicklungszeit
Bestandsgenauigkeit
Termintreue
Qualitätskennzahlen:
Fehlerquoten und Korrekturvolumen
Kundenbeschwerden
Retouren/Ausschuss
Rework-Anteil
Kostenkennzahlen:
Prozesskosten pro Transaktion
FTE-Zeitanteile nach Tätigkeit
IT-Wartungs- und Supportkosten
Lizenz- und Infrastrukturkosten
User-Experience-Kennzahlen:
Anzahl Systeme, die Nutzer bedienen müssen
Zeitaufwand für Routineaufgaben
Workarounds
Einarbeitungszeit neuer Mitarbeitender
User-Zufriedenheit
Gap-Analyse: Die Brücke zwischen Ist- und Soll-Zustand
Die Gap-Analyse zeigt Unterschiede zwischen Ihrer heutigen Arbeitsweise und der künftigen Arbeitsweise mit Business Central.
Soll-Zielbild definieren
Formulieren Sie, wie Business Central Ihre Abläufe verbessern soll:
Prozessverbesserungen:
Automatisierte Workflows statt manueller Freigaben
Echtzeit-Integration statt Doppelerfassung
Self-Service-Portale zur Reduktion von Rückfragen
Mobile Nutzung für Außendienst/Service
KI-gestützte Insights für Entscheidungen
Business-Fähigkeiten:
Standortübergreifende Bestands-Transparenz
Konsolidierte Finanzberichte über Gesellschaften
Integrierte CRM- und ERP-Workflows
Erweiterte Analytics und Forecasting
Bessere Compliance- und Audit-Unterstützung
Gaps klassifizieren
Kategorisieren Sie jeden Gap:
1. Konfigurations-Gaps: Durch Standard-Setup lösbar
Beispiel: Kostenstellen-Tracking fehlt → Business-Central-Dimensionen lösen das nativ
2. Prozessänderungs-Gaps: Erfordern Prozessneugestaltung
Beispiel: Freigaben per E-Mail → Business-Central-Genehmigungsworkflows einsetzen
3. Trainings-Gaps: Durch Schulung lösbar
Beispiel: Manuelle Preisberechnung → Schulung zur automatischen Kalkulation
4. Integrations-Gaps: Technische Integration erforderlich
Beispiel: Synchronisation mit CRM → API-Integration
5. Anpassungs-Gaps: Custom Development oder Drittanbieter-Erweiterung
Beispiel: Branchenreporting → Custom Report oder AppSource-Lösung
6. Daten-Gaps: Datenbereinigung/-anreicherung nötig
Beispiel: Uneinheitliche Produktkategorien → Standardisierung der Stammdaten
Priorisierungs-Framework
Nicht alles ist gleich wichtig. Nutzen Sie eine strukturierte Priorisierung.
MoSCoW-Methode:
Must Have: Kritisch für Day-1, ohne nicht produktiv
Kern-Finanzprozesse (GL/Hauptbuch, Kreditoren, Debitoren)
Essenzielle Integrationen für den Tagesbetrieb
Compliance-/Regulatorik-Anforderungen
Kritisches Reporting
Should Have: Wichtig, aber temporäre Workarounds möglich
Effizienzverbesserungen mit messbarem ROI
Integrationen mit sekundären Systemen
Besseres Reporting
Mobile Nutzung für relevante Teams
Could Have: Wünschenswert, aber verschiebbar
Advanced Analytics
Nice-to-have-Anpassungen
Optionale Integrationen
Prozess-Feinschliff
Won’t Have (in dieser Phase): Bewusst in spätere Releases verschoben
Komplexe Anpassungen mit begrenztem ROI
Experimentelle Anforderungen
Abhängigkeiten von externen Faktoren
Low-Priority-Optimierungen
Scoring-Matrix:
Bewerten Sie Anforderungen nach Kriterien:
Kriterium | Gewicht | Score (1–5) |
|---|---|---|
Business Impact | 30% | Hoher Impact = 5 |
Nutzeranzahl | 20% | Viele Nutzer = 5 |
Häufigkeit | 15% | Täglich = 5 |
Komplexität | 15% | Einfach = 5 |
ROI | 20% | Hoher Return = 5 |
Berechnen Sie den gewichteten Score, um Anforderungen objektiv zu ranken.
Methoden für Business Process Mapping
Gutes Prozess-Mapping schafft gemeinsames Verständnis und leitet Konfigurationsentscheidungen.
Best Practices für Prozess-Mapping
Visuell und zugänglich halten:
Einheitliche Notation und Symbole
Legende für Symbole
Detaillierungsgrad passend zur Zielgruppe
Farbcodierung zur Orientierung
Ablage in einem gemeinsamen Repository
Wertschöpfung fokussieren:
Nicht-wertschöpfende Schritte markieren
„Warum“ hinter jedem Schritt hinterfragen
Notwendigkeiten kritisch prüfen
Automatisierungspotenziale identifizieren
Alle Perspektiven einbeziehen:
Menschen einbinden, die täglich arbeiten
Upstream- und Downstream-Stakeholder berücksichtigen
Kunden- und Lieferantenperspektive einbeziehen
Compliance/Audit früh einbinden
Entscheidungen und Annahmen dokumentieren:
Begründen, warum ein Prozess so gestaltet wird
Alternativen festhalten
Abhängigkeiten notieren
Offene Punkte sichtbar tracken
Effektive Prozessmodelle erstellen
To-Be-Prozessmodelle für Business Central:
Entwerfen Sie Soll-Prozesse, die Business-Central-Funktionen nutzen.
Beispiel: Verkaufsauftragsprozess
Ist-Probleme:
Manuelle Auftragserfassung aus E-Mail/Telefon
Keine Echtzeit-Bestände
Separater Kreditprüfungsprozess
Manuelle Versandkoordination
Verzögerte Faktura
Soll mit Business Central:
Kundenportal oder E-Mail-Integration erstellt Entwurf des Verkaufsauftrags
Automatische Kreditlimitprüfung mit Freigabeprozess
ATP-Prüfung (Available-to-Promise) in Echtzeit
Automatische Reservierung von Bestand
Integrierte Lagerkommissionierung wird erzeugt
Automatisches Buchen von Lieferung und Rechnung
Elektronischer Rechnungsversand
Integrierte Debitorenbuchhaltung
Bausteine einer Prozesskarte:
Klarer Start- und Endpunkt
Entscheidungsknoten für Verzweigungen
Systemschritte sichtbar markieren
Rollenübergaben
Pfade für Ausnahmen
Zeit-/SLA-Hinweise
Workshops zur Anforderungsanalyse
Strukturierte Workshops beschleunigen die Anforderungserhebung und schaffen Konsens.
Workshop-Planung:
Vorbereitung:
Klare Ziele je Workshop definieren
Passende Teilnehmer auswählen (ideal 6–12)
Pre-Reads verteilen
Leitfragen/Szenarien vorbereiten
Logistik klären (Raum/Tech/Verpflegung)
Workshop-Struktur (Halbtags):
Stunde 1: Ist-Zustand reviewen
Dokumentierte Ist-Prozesse vorstellen
Mit Teilnehmern validieren
Lücken identifizieren
Pain Points bestätigen
Stunde 2: Business-Central-Funktionen zeigen
Relevante Standardfunktionen demonstrieren
Standardprozesse zeigen
Konfigurationsoptionen erläutern
Integrationsmöglichkeiten erklären
Stunde 3: Soll-Zustand designen
To-Be-Prozesse gemeinsam entwerfen
BC-Funktionen auf Anforderungen mappen
Anpassungsbedarf identifizieren
Entscheidungen und Begründungen dokumentieren
Stunde 4: Gap-Analyse & Maßnahmenplanung
Gaps zusammenfassen
Anforderungen priorisieren
To-dos zuweisen
Folgetermine planen
Moderations-Techniken:
Parking Lot für Off-Topic-Punkte
Diskussionen zeitlich begrenzen
Entscheidungen/To-dos sichtbar festhalten
Konsens suchen, bei Bedarf eskalieren
Am Ende Kernergebnisse zusammenfassen
Workshop-Outputs:
Validierte Ist-Prozesskarten
Erste Soll-Prozesskarten
Anforderungskatalog (Draft)
Gap-Analyse-Übersicht
Maßnahmenliste
Log offener Punkte
Business-Central-Module mit Business Needs abgleichen
Ordnen Sie Anforderungen der modularen Struktur von Business Central zu.
Kernbereich Finanzmanagement
Hauptbuch:
Mehrdimensionale Kontenpläne
Unbegrenzte Dimensionen zur Analyse
Verteilregeln und Templates
Intercompany-Buchungen
Wiederkehrende Buchungen
Konsolidierung über Gesellschaften
Zu erhebende Anforderungen:
Kontenplanstruktur und Nummernlogik
Dimensionen (Abteilung, Projekt, Kostenstelle)
Verteil-/Allokationslogik
Monatsabschluss-Organisation
Reporting-Anforderungen
Gesetzliche/Regulatorische Reportings
Vertrieb & Kundenmanagement
Sales & Marketing:
Kundenbeziehungsmanagement
Angebot und Auftrag
Preis- und Rabattlogik
Kreditmanagement
Sales Forecasting
Kampagnenmanagement
Zu erhebende Anforderungen:
Kundenstammdaten
Preisstrategien (Listenpreise, kundenspezifisch, volumenbasiert)
Rabatte/Promotionen
Workflows/Freigaben
Provisionsregeln
Kundenportal-Anforderungen
Einkauf & Kreditoren
Einkauf:
Lieferantenverwaltung
Bestellanforderungen und Bestellungen
Wareneingang und Qualitätsprüfung
Rechnungsprüfung und Freigabe
Zahlungsabwicklung
Lieferantenanalyse
Zu erhebende Anforderungen:
Lieferantenstammdaten
Freigabeprozesse und Limits
Wareneingangs- und Qualitätsprozesse
Drei-Wege-Abgleich
Zahlungskonditionen und Zahlungsarten
Lieferantenbewertung
Lager & Warehouse Management
Inventarmanagement:
Artikelstamm und Kategorisierung
Mehrere Standorte und Lagerplätze
Umlagerungen
Artikelverfolgung (Charge/Serie)
Bewertungsmethoden
Zykluszählung und Korrekturen
Warehouse Management:
Erweiterte Lagerkonfiguration
Geführtes Einlagern/Kommissionieren
Cross-Docking
Lagerplatzverwaltung
Mobile Lagergeräte
Versand und Wareneingang
Zu erhebende Anforderungen:
Artikelstammstruktur und Attribute
Standorte und Lagerlayout
Tracking-Anforderungen
Bewertungsmethode (FIFO, Durchschnitt, Standard)
Dispositions-/Nachschubstrategien
Inventurverfahren
Fertigung
Fertigung:
Produktionsstücklisten und Arbeitspläne
Produktionsaufträge und Terminierung
Kapazitätsplanung
Shopfloor-Steuerung
MRP
Lohnvergabe/Subcontracting
Zu erhebende Anforderungen (falls relevant):
BOM-Struktur und Regeln
Routing/Arbeitsplatzdefinition
Planungsparameter
Datenerfassung am Shopfloor
Qualitätsprozesse
Kalkulationsmethodik
Projektmanagement
Jobs (Projekte):
Projekteinrichtung und Planung
Ressourcenplanung
Zeit- und Spesenerfassung
WIP-Berechnung
Projektfaktura
Profitabilitätsanalyse
Zu erhebende Anforderungen (falls relevant):
Projektarten und Kategorisierung
Ressourcenplanungsansatz
Time/Expense-Erfassung
Abrechnungsmodelle (T&M, Festpreis, Meilensteine)
WIP-Methodik
Projekt-Reporting
Service Management
Service:
Serviceartikel-Tracking
Serviceverträge
Serviceaufträge und Disposition
Ressourcen- und Skill-Management
Service-Preise
Gewährleistung
Zu erhebende Anforderungen (falls relevant):
Beziehung Serviceartikel ↔ Verkaufsartikel
Vertragstypen und Konditionen
Service Level Agreements
Techniker-Disposition
Ersatzteil-/Teilelager
Service-Reporting
Funktionale und technische Anforderungen dokumentieren
Übersetzen Sie Business Needs in klare, umsetzbare Anforderungen.
Funktionale Anforderungen
Struktur pro Anforderung:
Für jede Anforderung dokumentieren:
Requirement ID: Eindeutige ID (z. B. FIN-001, SAL-023)
Titel: Kurzer, sprechender Name
Business Need: Warum es diese Anforderung gibt
Beschreibung: Was konkret benötigt wird
Akzeptanzkriterien: Wie geprüft wird, dass die Anforderung erfüllt ist
Priorität: Must/Should/Could/Won’t
Modul/Bereich: Betroffener Business-Central-Bereich
Typ: Konfiguration/Prozess/Integration/Anpassung/Daten
Abhängigkeiten: Verwandte Anforderungen und Voraussetzungen
Beispiel:
Technische Anforderungen
Integrationsanforderungen:
Quell-/Zielsysteme
Datenobjekte und Felder
Frequenz (Echtzeit/Batch)
Richtung (uni-/bidirektional)
Volumina
Fehlerhandling
Security/Authentifizierung
Anpassungsanforderungen:
Business Need
Gap zur Standardfunktion
Spezifikation
UI-Anforderungen
Business-Logik und Validierung
Performance-Aspekte
Reporting-Anforderungen:
Zweck und Zielgruppe
Datenquellen
Filter/Parameter
Layout
Verteilung
Frequenz
Requirements-Traceability
Stellen Sie Nachvollziehbarkeit vom Business Need bis zur Umsetzung sicher.
Traceability Matrix:
Verknüpft Business-Ziele mit Anforderungen
Mappt Anforderungen auf Konfiguration/Entwicklung
Verbindet Anforderungen mit Testfällen
Traced Anforderungen bis in Trainingsunterlagen
So stellen Sie sicher, dass jede Anforderung echten Business Value liefert – und nichts „durchrutscht“.
Requirements Review und Validierung
Sichern Sie Vollständigkeit, Klarheit und Alignment mit Stakeholdern.
Review-Prozess
Review-Stufen:
1. Internes Review:
BA-Team prüft Konsistenz/Vollständigkeit
Technik prüft Machbarkeit
Projektleitung prüft Scope-Fit
2. Stakeholder-Validierung:
Prozessverantwortliche bestätigen fachliche Richtigkeit
Endanwender prüfen Usability
Executive Sponsors prüfen strategische Passung
3. Partner-Review:
Implementierungspartner bewertet BC-Fit
Technische Architekten bewerten Komplexität
Solution Designer schlagen Lösungswege vor
Review-Checkliste:
✓ Klar verständlich formuliert
✓ Business Need ist valide
✓ Akzeptanzkriterien sind messbar
✓ Priorität passt
✓ Abhängigkeiten sind erfasst
✓ Machbarkeit bestätigt
✓ Aufwandsschätzung plausibel
✓ Stakeholder-Konsens vorhanden
Baseline und Change Control
Nach Validierung legen Sie eine Baseline fest.
Baseline-Prozess:
Freigegebene Anforderungen konsolidieren
Formales Sign-off einholen
Versionieren (Version Control)
Baseline an alle Beteiligten kommunizieren
Change-Control-Prozess:
Nach Baseline Änderungen nur formal:
Change Request:
Änderung dokumentieren
Business-Begründung
betroffene Bereiche
Impact-Analyse:
Aufwand
Zeitplan
Kosten
Priorität vs. bestehender Scope
Entscheidung:
Steering Committee: approve / defer / reject
Entscheidung kommunizieren
Umsetzung:
Anforderungen aktualisieren
Projektplan anpassen
Betroffene informieren
Traceability Matrix aktualisieren
Diese Disziplin verhindert Scope Creep, ohne sinnvolle Anpassungen zu blockieren.
Deliverables: Ergebnisse der Anforderungsphase
Schließen Sie diese Phase mit vollständiger Dokumentation ab:
1. Anforderungsdokumentation
Ein vollständiger Katalog:
Funktionale Anforderungen je Modul
Technische Anforderungen (Integrationen, Anpassungen, Reports)
Nicht-funktionale Anforderungen (Performance, Security, Usability)
Requirements-Traceability-Matrix
2. Prozessmodelle
Visuelle Dokumente:
As-Is-Prozesskarten für Kernprozesse
To-Be-Prozesskarten mit Business-Central-Workflows
Gap-Analyse-Zusammenfassung
Prozessverbesserungspotenziale
3. Gap-Analyse-Report
Umfassender Report:
Gaps nach Typ kategorisiert
Lösungsvorschläge
Prioritäten
Aufwandsschätzungen
Phasing-Empfehlungen
4. Modul-Auswahlmatrix
Entscheidungsframework:
Empfohlene Business-Central-Module
Begründung
Abhängigkeiten
Phasing-Strategie
Best Practices und Lessons Learned
Dos and Don’ts
Do:
✓ Echte Anwender einbinden, nicht nur Führungskräfte
✓ Realität dokumentieren, nicht Idealprozesse
✓ Ineffiziente Prozesse hinterfragen statt automatisieren
✓ Standardfunktionen von Business Central konsequent nutzen
✓ Flexibilität für Veränderungen bewahren
✓ Regelmäßig und transparent kommunizieren
Don’t:
✗ Zu früh anpassen, bevor Standardfunktionen verstanden sind
✗ Altsystem 1:1 nachbauen
✗ Validierung mit Endanwendern überspringen
✗ Scope Creep ohne Change Control zulassen
✗ Anforderungen ohne Bezug zu BC-Funktionen dokumentieren
✗ Zeitbedarf für gründliche Anforderungserhebung unterschätzen
Typische Fallstricke
Zu wenig Detail: Vage Anforderungen führen zu Missverständnissen und Nacharbeit.
Analysis Paralysis: Perfektion bremst – Ziel ist „ausreichend gut“, um weiterzukommen.
Technology-First: Starten Sie beim Business Need, nicht bei der technischen Lösung.
Change Management ignorieren: Requirements-Workshops sollten auch Buy-in erzeugen.
Integrationen unterschätzen: Integrationsanforderungen verdienen extra Fokus.
Fazit: Von Anforderungen zur Umsetzung
Gründliche Anforderungsanalyse und Prozess-Mapping machen abstrakte Ideen zu konkreten Implementierungsplänen. Die Investition zahlt sich in jeder späteren Phase aus – durch weniger Rework, bessere Akzeptanz und klarere Entscheidungen.
Key Takeaways:
✓ Die Wahrheit dokumentieren: Wie wirklich gearbeitet wird – nicht wie es im Handbuch steht
✓ Gaps fokussieren: Der Unterschied zwischen Ist und Soll steuert Ihre Entscheidungen
✓ Standardfunktionen nutzen: Business Central kann oft mehr als anfangs erwartet
✓ Konsequent priorisieren: Nicht alles gehört in Phase 1
✓ Nutzer früh einbinden: Daily User liefern die wertvollsten Insights
✓ Prozess vor System: Implementierung ist auch Prozessverbesserung
Mit klaren Anforderungen und Prozesskarten sind Sie bereit für die nächste Phase: Systemkonfiguration & Einrichtung – dort wird Ihre Blaupause in Business Central Realität.
Nächster Artikel in der Serie: Blog 3: Systemkonfiguration & Einrichtung – So übersetzen Sie Anforderungen in Business-Central-Setup: vom Kontenplan bis zu Berechtigungen.
Download-Ressourcen:
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Tags: #BusinessCentral #Anforderungsanalyse #ProzessMapping #BusinessAnalyse #ERP #ERPImplementierung #ChangeManagement
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Nach Monaten der Planung, Konfiguration, Datenmigration, Anpassungen und Schulungen erreichen Sie den Höhepunkt Ihrer Business-Central-Implementierung: den Go-Live. Das ist gleichzeitig Ende und Anfang – Abschluss des Projekts und Start des operativen Lebens mit Business Central. Go-Live ist kein einzelner Augenblick, sondern eine sorgfältig orchestrierte Übergangsphase. Sie erfordert präzise Vorbereitung, intensive Unterstützung und dauerhaftes Monitoring. Der Erfolg in den ersten Tagen und in der anschließenden Hypercare-Phase entscheidet, ob die Implementierung den erwarteten Nutzen liefert – oder ob sie im Tagesgeschäft an Akzeptanz und Stabilität verliert. Und: Nach der Stabilisierung beginnt die eigentliche Wertsteigerung. Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung sorgt dafür, dass Ihre Business-Central-Investition im Laufe der Zeit an Wert gewinnt, sich an neue Anforderungen anpasst und neue Microsoft-Funktionen gezielt nutzt.
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Technologieprojekte scheitern oder gelingen meist nicht an Systemen, sondern an Menschen. Sie können Business Central perfekt konfigurieren, Daten fehlerfrei migrieren und anspruchsvolle Erweiterungen umsetzen – ohne wirksames Training, durchdachtes Change Management und echte User Adoption bleibt der Nutzen Ihrer Implementierung jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Diese Phase macht aus Ihrer Business-Central-Einführung eine messbare Business-Erfolgsgeschichte: Nutzer wechseln von Skepsis oder Unsicherheit zu Sicherheit und Routine. Alte Gewohnheiten werden durch neue, effizientere Abläufe ersetzt. Erst hier realisiert die Organisation den Return on Investment ihrer ERP-Investition. Dieser Leitfaden zeigt erprobte Strategien, wie Sie Anwender effektiv schulen, Veränderungen professionell begleiten und nachhaltige Akzeptanz im gesamten Unternehmen erreichen.
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